Sucht wirkt sich in unterschiedlicher Hinsicht auf die Familie und im sozialen Umfeld wie z. B. am Arbeitsplatz aus. Wer gibt schon gerne zu, dass der
Mann, die Frau, die Mutter, der Vater oder das Kind Alkoholiker ist und oft bis zur Besinnungslosigkeit trinkt? Wer möchte, dass die ganze Verwandtschaft mit dem Finger auf ihn
zeigt und sagt: "Da, deren Mann ist Alkoholiker!" In fast allen Fällen hilft die Familie dem Abhängigen, das Problem zu verheimlichen. Er wird früh geweckt, die Sachen
werden gesäubert, es werden Ausreden gesucht und gebraucht und vieles mehr. Die Familie übernimmt Arbeiten und Verpflichtungen, die der Abhängige selbst nicht mehr leisten kann. Im
Extremfall holen die Partner oder die Kinder noch das Bier, damit niemand sieht, wie der Betroffene durchs Gelände torkelt. Diese Verhaltensweisen tragen aber nur dazu bei, dass der
Abhängige weiter trinken kann, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.
Allmählich entsteht ein Teufelskreis aus Drohungen, Erpressungen und Nachgeben. Die Trennung wird angedroht, der Betroffene verspricht, sich zu ändern.
Er bricht sein Versprechen, aber die Trennung wird nicht vollzogen. Der Trinker muss sich nicht ändern, und er weiß das genau. Die ständigen Auseinandersetzungen werden zum Nervenkrieg,
in dem alle nur verlieren können.
Als Folge dieses coabhängigen Verhaltens geraten Coabhängige zunehmend selbst in Schwierigkeiten und benötigen, ohne es zu wissen, oft ebenso Hilfe wie
der Abhängige selbst. Dies ist u. a. darauf zurückzuführen, dass das psychische Wohlbefinden des Coabhängigen mehr und mehr von einigen der o. g. Verhaltensweisen abhängt. So muss
er z. B. befürchten, den Partner zu verletzen, ihm zu schaden oder selbst an Ansehen zu verlieren, wenn er das Verhalten des Partners nicht entschuldigt oder rechtfertigt. Es stellt
sich das Gefühl ein, nicht mit dem coabhängigen Verhalten aufhören zu können, und sehr häufig gibt es auch vernünftig klingende Begründungen dafür. Es entsteht ein weiterer
Teufelskreis, denn je hilfsbedürftiger der Alkoholiker wird, um so mehr kümmert sich der Coabhängige um ihn und um so enger dreht sich die Spirale der Coabhängigkeit.
Um sich von coabhängigen Verhaltensmustern zu befreien, sollten sich die Betroffenen an eine Suchtberatungsstelle oder an eine
Selbsthilfegruppe wenden. Über diese Wege kann der Kontakt zu ebenfalls Betroffenen hergestellt werden, der für die Beseitigung coabhängigen Verhaltens fundamental sein kann. Außerdem
kann nach Schneider (1997, verändert) die Beherzigung folgender Ratschläge hilfreich sein:
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